Von gehörten Orten und dem genauen Zuhören
Anleitung zum Zuhören
von Kerstin Ergenzinger, Künstlerin
Werkzeuge:
- ein Notiz- oder Skizzenbuch, Block oder Zettel und einen Stift.
- für einen möglichen weiteren Schritt ein Audioaufnahmegerät, einen digitalen Audiorekorder, falls vorhanden, oder ein Smartphone, mit Diktier/Aufnahmefunktion. (Für Außenaufnahmen kann man sich aus einer puscheligen Mütze oder einem ähnlichen Stoff, einen provisorischen Windschutz machen.)
A
Suche mindestens drei unterschiedliche Orte auf, notiere dir Ort und Zeit.
Mache evtl. ein dokumentarisches Foto fürs “Archiv“.
Mögliche Orte:
- der Ort an dem du zurzeit am meisten Zeit verbringst.
- einen relativ abgeschlossenen Innenraum.
- einen Durchgangsraum.
- einen Außenraum.
- einen abgeschlossen Ort im Außenraum.
- einen teilweise begrenzten Ort im Außenraum.
- einen Durchgangs-/Übergangsort im Außenraum.
- einen weiten/offenen Außenraum.
- …oder was immer dir einfällt.
*Höre so genau wie möglich für etwa fünf Minuten an jedem Ort auf alles, was du wahrnimmst. Und notiere dir, was du hörst: einzelne Geräusche, Klänge, Ereignisse. Stelle dir eine Uhr. Alles ist möglich.
*Untersuche, unterteile und kategorisiere deine Liste im Anschluss nach unterschiedlichen Aspekten:
1.
Welche Geräusche waren von Menschen gemacht (M)?
Welche technologisch (T)?
Welche natürlich (N)?
2.
Danach setze ein (X) hinter jeden Klang, der von dir selbst erzeugt wurde. Wurden die meisten Geräusche von dir oder von anderen produziert ?
3.
Gab es Geräusche, die durchgängig zu hören waren? (D), Geräusche, dies sich wiederholt haben (W)? Geräusche, die du nur einmal gehört hast? (E)
Notiere für dich, was, bzw. ob, dir in diesem Prozess etwas auffällt, schwerfällt, leichtfällt…
4.
Nimm ein neues Papier/Seite und ordne die Liste anders. Wähle z.B. oben für laut und unten für leise und sortiere deine Klänge danach.
5.
Verändere die Sortierung nochmals, diesmal oben für mag ich unten mag ich nicht.
Frage dich wieder, was, bzw. ob, dir in diesem Prozess etwas auffällt, schwerfällt, leichtfällt…
Vergleiche für dich die unterschiedlichen Sammlungen und Bewertungen verschiedener Orte, denen du gelauscht hast.
Notiere, was dir auffällt.
B
Wenn du magst, höre den gewählten Orten ein zweites Mal genau zu. Haben sie sich akustisch verändert?
C
Noch einen Schritt weiter:
Möchtest du Gehörtes einfangen, festhalten, wieder hören?
Wenn ja, was und warum?
Wie würdest du es versuchen?
Mache mit deinem Handy oder einem Audiorekorder einen Versuch, einen solchen Klang aufzunehmen.
Wie fühlt sich das Ergebnis an?
D
Wenn du magst, suche jetzt außerdem unterschiedliche Verkehrswege (Straßen, Schienen, Flugbahnen) deiner Umgebung auf. Suche soziale und ökonomische Knotenpunkte im öffentlichen Raum auf. Suche andere Infrastrukturen im öffentlichen Raum und lausche ihnen.
Gehörte Orte
21.04.20 Luxemburg
21.04.20 Düsseldorf, Altstadt
17.04.20 Düsseldorf, Bilk
17.04.20 Berlin, Ecke Friedrichstraße/Französische Straße