3.12.2011–22.01.2012

Fine Line? Eine zeitgenössische Betrachtung der Zeichnung

Sechs Personen stehen an einem Apfelbaum und eine Person ist eine Leiter hochgeklettert, um einen Apfel zu pflücken.

Joe Neave, ohne Titel, 2009, Buntstift auf Papier, 21 x 29,7 cm, Courtesy Galerie Warhus Rittershaus

Mit Andreas Breunig, Ben Cottrell, Claus Böhmler, Russlan Daskalov, Lutz Driessen, Ramon Graefenstein, Behrang Karimi, Joe Neave, Theresa Reusch, Agnes Scherer, Jana Schroeder, Habima Fuchs.

Schnell, klassisch und genial einfach: Die Zeichnung ist eine Linie auf Papier, ist Skizze, Studie, Plan oder Porträt. Ihre Einfachheit und ihre scheinbare Leichtigkeit sind die Merkmale der Zeichnung: das Auge wird angezogen von der Linie, folgt der statischen Figur, bis sie zur beweglichen wird, sei sie schlangenförmig oder mäandernd, fein oder kräftig, eine Drip-line, ein Umriss oder zur Fläche angewachsen.

Die Geschichte der Linie beginnt in der Urzeit: Der Mensch schuf sie, um mit ihrer Hilfe die Welt zu vermessen, zu erklären und darzustellen. Lange bedienten sich Kunst und Wissenschaft ihrer gemeinsam, bis mit der Moderne die Linie zum autonomen künstlerischen Medium wurde. In den 1970er Jahren bog Norbert Kricke dreidimensionalen Linien aus Stahl und Robert Smithson baute die Linie als Spiral Jetty in einen Salzsee. Eindeutig ist sie mehr als Kohle auf Papier, ihre wichtigste Funktion aber ist nach wie vor, dass sie eine Markierung darstellt zwischen Körper und Nicht-Körper, zwischen innen und außen.

Eine junge Künstlergeneration geht heute unbefangen und selbstverständlich mit der Zeichnung um und nutzt viele Mittel um abstrakte, gegenständliche und narrative Werke zu schaffen: Stifte, Scheren, Computermäuse, Blei, Holz, Papier, Bildschirme, LKW-Planen, den Boden und die Wände der Ausstellungsräume. Elf Künstlerinnen und Künstler, die meisten davon Absolventen der Kunstakademie Düsseldorf, zeigen bei Fine Line? sowohl traditionelle Formen der Zeichnung als auch Werke, die das Bewusstsein dafür öffnen, wie erweiterbar die räumlichen Grenzen des Mediums sind.

Jana Schröder, Spontacts 1-3, 2011, Kopierstift, Acryl und Öl auf Papier, 201 x 150 cm, Foto: Ivo Faber
Joe Neave, ohne Titel, 2009, Buntstift auf Papier, 21 x 29,7 cm, Courtesy Galerie Warhus Rittershaus
Russlan Daskalov, Spatzenwind im Hinterhof des Strandes, 2010, Tintenstrahldruck Glanz, 200 x 250 cm, Courtesy: Galerie Warhus Rittershaus