10.02.–22.04.2007

Hotel Kerberos

Figur steht in der Mitte des Raumes und hebt den Rock ihres Kleides. Goldene Flüssigkeit fließt von der Decke auf die Figur herab.

Luka Fineisen, o.T., 2007

Die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Kunsthalle Düsseldorf haben einen neuen Ausstellungsraum: KIT — Kunst im Tunnel. Er entstand aus dem ehemaligen Tunnelrestraum unter der Rheinuferpromenade und wird während des diesjährigen Rundgangs der Kunstakademie mit der Ausstellung „Hotel Kerberos“ eröffnet. In der Zeit vom 10.02 bis 22.04.2007 werden Arbeiten von sieben Malerinnen und Malern, sechs Bildhauerinnen und Bildhauern und einer Fotografin gezeigt. Alle Künstlerlinnen und Künstler schlossen ihre Studien an der Kunstakademie Düsseldorf in den letzten Jahren ab. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf den die Unterwelt bewachenden vielköpfigen Höllenhund aus der griechischen Mythologie.

Die Einladung ins „Hotel Kerberos“ erfolgte im Hinblick auf das Verständnis des Kunstwerkes als ein von Kontexten weitgehend freies Phänomen. So haben alle 14 Künstlerinnen und Künstler Bilder geschaffen, die erfassbar sind durch einfaches Wahrnehmen, aber auch erlebbar sind über Bilder aus der Kunstgeschichte, aus Religion, Mythologie und dem Alltag.

Nach dem Abstieg ins 850 qm große „Hotel Kerberos“ steht der Besucher unter einem 6 Meter hohen Oberlicht vor der Figur eines goldenen Mädchens von Luka Fineisen (geb. 1974). Dahinter, als Begrenzung zum niedrigen Tunnelende, hat Andreas Fischer (geb. 1972) sein „Hotel Kerberos“ gebaut: Das acht Meter breite, mannshohe Rolltor an der flachsten Stelle des Raumes gab der Ausstellung ihren Namen.
Aber zunächst führt in die weite Mitte des Ausstellungsraumes ein Gang, den Dimitri Dihovichnij (geb. 1973) mit 24 bronzenen Kandelaber-Skulpturen verwandelt hat in ein theatralisch-prachtvolles Entré, dem sich die lakonisch-expressiven Phantasiewelt-Bilder von Miriam Wania (geb. 1977) anschließen.
Im Mittelteil des Raumes präsentiert Richard Hölters (geb. 1974) auf einem Schautisch eine vor-wissenschaftliche Wundersammlung, Stefanie von Schroeter (geb. 1971) zeigt abstrakt-expressionistischen Bilder mit Öl, Ölstift und Acryl auf roher Leinwand und Arno Bojak, (geb. 1974) malte ein schreiend blaues „Atlantik“-Triptychon.
Unter dem zweiten Oberlicht strebt ein durch den Kontrast der Materialien verunsichernder „Haariger Tempel“ des Bildhauers Alexej Koschkarow (geb. 1972) himmelwärts; glühende, gotische Kathedralen malte Jochen Mühlenbrink (geb. 1980). Bewusst naiv setzt Jacek Szubert (geb. 1977) mal ein Blümchen, mal ein Fensterchen auf seine Öl-auf-Nessel-Bilder und bricht damit ihren schwebenden, spiegelnden Fluss; Cornelius Quabeck (geb. 1974) präsentiert großformatige Porträts jugendlicher Skater, die von den rohen Betonwänden hinab zu rasen scheinen. Der Bildhauer Benjamin Houlihan (geb. 1975) schuf ein formal-glamouröses Gehäuse mit unbekanntem Inhalt. Die Sexualisierung und Kommerzialisierung des weiblichen Körpers inszeniert In Sook Kim (geb. 1969) fotografisch als „Die Auktion“ im hohen Ende des Tunnels, wo Öl-Zeichnungen und Bilder von Andreas Plum (geb. 1977) ins 19. Jahrhundert entrücken.

Gäste im „Hotel Kerberos“ sind die Filmemacherinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier, die seit 2000 als „Böller und Brot“ Dokumentarfilme und Kurzfilme drehen und für die Ausstellung die im Café laufende Doku-Serie mit Arno Bojak produzierten.

In Sook Kim, Die Auktion, 2007, Analoge Fotografie, Plexiglas, Holz, 230x 380 cm, Foto: In Sook Kim/KIT
Luka Fineisen, o.T., 2007
Benjamin Houlihan, o.T. 2006/2007, Polyester, Glasfaser, Lack, 204,5 x 117 x 326 cm, Foto: KIT/Yun Lee