14.05.–14.08.2016
Mary & der Vulkan. Eine meteorologische Phantasmagorie
Eröffnung: Freitag, den 13. Mai um 19 Uhr
Wie entstehen künstlerische Prozesse, was inspiriert Künstlerinnen und Künstler? Zumindest im Jahr ohne Sommer 1816, in dem als Folge des Ausbruchs des indonesischen Tambora-Vulkans große Teile Europas unter Kälte und Dunkelheit zu leiden hatten, gibt es auf diese Frage eine konkrete Antwort: Das schlechte Wetter trieb Mary Shelley dazu, in der Villa Diodati am Genfer See ihren Gruselbestseller Frankenstein zu erschaffen; die Gothic Novel Der Vampyr von John Polidori entstand ebenfalls während jenes Aufenthaltes.
Ausgehend vom „Gespenstersommer“ 1816 präsentiert die Ausstellung Mary & der Vulkan im KIT Arbeiten von 21 Künstlerinnen und Künstlern aus dem Düsseldorfer Kunstakademie-Umfeld der letzten 200 Jahre bis zur Gegenwart. In Zeichnungen, Bildern, Skulpturen, Soundinstallationenund zeitbasierten Arbeiten wie Video und Performance nehmen sie ein historisches Ereignis zum Anlass einer Reflexion über die Grundzüge kreativen Handels. Konzeptuell versteht sich Mary & der Vulkan als Ganzheit, in der die einzelnen Kunstwerke aufgehen wie konstituierende Elemente eines Systems im Magmastrom. Die Grundstruktur bilden die Referenzthemen Villa und Vulkan, sie kommunizieren im Parcours des Kunsttunnels als Pole der Schau.
Zum Einstieg betritt man zunächst eine Arbeit von Rita McBride, die den Grundriss von Le Corbusiers berühmter Ikone der Moderne – der Villa Savoye – abbildet, hier adaptiert auf die spezifische Räumlichkeit des KIT. McBrides Villa funktioniert unter anderem als Salon für das Arrangement einiger historischer Exponate unter anderem von Elise Concordia Crola und Johann Wilhelm Schirmer, in Kombination mit Arbeiten von Michael Buthe, Elisabeth Peyton sowie dem aus Lava gegossenen Original-Modell von Hans Hollein zu seinem Museum Vulcania. Unmittelbar vor der Villa inszeniert Harkeerat Mangat Gothic 1986, ein Remake von Ken Russell´s exzentrischem Horrorfilm, hier allerdings erzählt aus der Perspektive von fünf Kunststudenten auf der Suche nach Unproduktivität. Am Ausgang der Villa erklingt das Geräusch des Regens, aufgenommen 1987 von Katharina Fritsch, und begleitet den Besucher hinunter zum Energie-Feld des Vulkans.
Dort dominiert die zur Tunneldecke reichende Plastik Frankenstein (Lay All your Love on Me) von Elmar Hermann. Das Werk basiert auf einem Filmstill der berühmtesten Filmadaption von Mary Shelley‘s Roman, James Whale’s Horrorklassiker FRANKENSTEIN. Im Radius des Vulkans befinden sich Arbeiten weiterer junger Künstlerinnen und Künstlern wie Soya Arakawa, Claudia Barth oder Josefine Reisch & Nora Hansen, die tendenziell prozesshaft auf die zentralen Themen der Ausstellung reagieren. Ein Kinoraum präsentiert am Ende des Tunnels den Film Viktor Al Manouchi von Hedda Schattanik und Roman Szczesny und zu ausgewählten Terminen die von Kania & Appelbe realisierte Filmreihe.
Mary & der Vulkan beinhaltet ein umfangreiches Begleitprogramm, welches die drei Schwerpunkte der Ausstellung aufgreift: Meteorologie, Feminismus und Horror. Es finden Vorträge statt, eine Veranstaltung zu feministischer Theorie, Live-Performances und ein Lese-Zirkel zu ausgewählter Literatur. Dies, sowie der Katalog in Form eines Künstlerbuches sind integraler Bestandteil des Konzeptes.
Mit Alternativ Television (Ulrike Rosenbach/Klaus vom Bruch), Soya Arakawa, Claudia Barth, Michael Buthe, Elise Concordia Crola, Christian Friedrich, Katharina Fritsch, Nora Hansen, Elmar Hermann, Hans Hollein, Harkeerat Mangat, Rita McBride, Marleen Müller, Alex Nowak, Elizabeth Peyton, Josefine Reisch, Hedda Schattanik, Agnes Scherer, Johann Wilhelm Schirmer, Roman Szczesny, Patrick Vogt, Felix Warnatsch
Konzeption & Realisation:
Elmar Hermann in Zusammenarbeit mit Gertrud Peters/Künstlerische Leiterin, KIT Kunst im Tunnel