23.06.–23.09.2018

Natalie Häusler. Honey

Nahaufnahme von Beinen und Händen mit einem pink-roten Tuch, dahinter Wasser. In weiß ist das Wort Honey zu sehen.

Natalie Häusler. Honey, Foto: Eric Bell

Am 22. Juni 2018 eröffnet im KIT – Kunst im Tunnel die Ausstellung Natalie Häusler. Honey. Hierbei handelt es sich um die vierte Einzelschau innerhalb des elfjährigen Bestehens des Hauses, das mit seiner außergewöhnlichen Raum-Architektur eine Herausforderung wie auch eine besondere Chance für junge Künstler*innen bietet.

Die intensive Auseinandersetzung mit der Tunnelarchitektur begann für Natalie Häusler (*1983) schon vor Monaten. Ihre künstlerische Position beinhaltet folgenden Arbeitsansatz: Sie konzipiert Räume, Environments oder Umgebungen, in denen Objekte und Sprache organisch zusammenkommen. Malerei und das geschriebene Wort bilden hierfür die Ausgangsposition, die zwischen Dichtung und bildender Kunst angesiedelt ist. Im Laufe eines Arbeitsprozesses integriert die Künstlerin dann skulpturale, malerische, funktionale und klangliche Elemente in ihr Konzept.

Natalie Häusler, BETHSABÉE RESTE AU BAIN, 2018, Foto: Ivo Faber

Für Honey bildet der Roman de la Rose, ein ursprünglich im Mittelalter verfasstes französisches episches Prosagedicht, die Ausgangsbasis. Der Text war zu seiner Zeit sehr populär und hat gleichzeitig eine der ersten belegten Formen feministischer Literaturkritik ausgelöst: Christine de Pizans Querelle du Roman de la Rose. Die Handlung umfasst einen langen Traum, der sich in einem verschlossenen (Lust-)Garten abspielt und durch ausgeklügelte Allegorien in die Kunst der höfischen Liebe einführt, wobei die Rose für die weibliche Sexualität steht.

Natalie Häusler, LOVING THE MOTOR-CYCLE, 2017, Foto: Ivo Faber

Im KIT schafft Natalie Häusler durch selbst verfasste Verse auf Basis des mittelalterlichen Originals einen verschlossenen Garten, in dem Angst, Faszination, Liebe und Religion verkörpert werden durch Bilder, Objekte und Sound. Diese allegorischen Figuren stehen für eine zeitgenössische Umschreibung und Transformation von Texten, die der Künstlerin bei ihren literarischen Recherchen begegnen. (So bezieht sich der Titel der Ausstellung sowohl auf ein Werk des Psychoanalytikers Jacques Lacan als auch auf das Gedicht The Honey Bear von Eileen Myles.)

Anders als die höfische Gesellschaft, die das Idealbild des Zier- oder Lustgartens als Staffage zur Darstellung ihres überfeinen Lebensstils nutzte, weicht der von Natalie Häusler geschaffene Raum nicht ab vom alltäglichen Leben. Der Besucher trifft hier auf die Gefühle und Gedanken der Künstlerin; er kann, auch interaktiv, teilhaben an ihrem Werk.

Kuratiert von Anna-Lena Rößner

Die Ausstellung wird unterstützt durch